Über die Veranstaltung

Avantgarde-Kultur in Norddeutschland und französische Lebensart - wie geht das zusammen? Ganz einfach, wenn Jean-Herve Peron, seinerzeit Gründungsmitglied der Ur-Krautrocker Faust und waschechter Franzose, zum "Familientreffen" im heimischen Schiphorst in Schleswig-Holstein einlädt. Ein kleines, aber feines und familiäres Festival mit außergewöhnlicher Musik und viel Potenzial... In der Tat war die Keimzelle des Festivals ein privates Hoffest, das Peron und seine Partnerin Carina Varain seit 1996 zunächst für Freunde, Nachbarn, Bekannte und Kollegen organisiert hatten.

Das ursprünglich Familiäre hat sich bis heute in Teilen erhalten. Das Essen ist besser und günstiger als von rein kommerziellen aber auch von idealistischen Umsonst und Draußen"-Festivals gewohnt. Es gibt keine strikte Trennung von Mitwirkenden und Besuchern, die bis spät in die Nacht oder morgens beim Frühstück mit einander fachsimpeln. Es gibt Fahrräder zum Ausleihen, wenn jemand im Nachbarort kleine Einkäufe machen will. Und wer campt oder in einem der Schlafsäle übernachtet, genießt den Komfort einer liebevollen Privatunterbringung.

Seinen einzigartigen Charme entfaltet das Festival durch die Mischung aus seinem Ambiente und der dargebotenen Kunst. Der Schwerpunkt liegt ganz klar auf der Musik, aber es gibt auch Raum- und Objektinstallationen, Stage Acting und die Live-Neuvertonung von Filmen. Das Programm ist insgesamt eine Verbindung aus durchdacht kuratierter Kulturveranstaltung und dem Spontanen und Unkalkulierten. Unbestrittene Weltstars ihrer jeweiligen Genres treffen auf Newcomer oder hierzulande völlig unbekannte Faust-Tourbekanntschaften, und an jedem Abend gibt es Sessions von Musikern, deren Namen als "Lose" aus einem Hut gezogen werden.

Zum Programm

Die Highlights des diesjährigen Festivals sind neben Faust als Gastgeber sicherlich Charles Hayward, der seine neue Band Shape Moreton vorstellen wird, The Legendary Pink Dots um Edward Ka-Spel, Marble Sheep aus Japan, die mit zwei Sets - einmal experimentell zusammen mit Faust und einmal mit ihrem eigenen Set - vertreten sein werden, Rother & Möbius, zwei der Mitbegründer des "kosmischen" Krautrocks der frühen Siebziger, Asmus Tietchens mit einem seiner seltenen echten" Live-Auftritte, La Societé des Timides à la Parade des Oiseaux (La STPO) aus Rennes mit ihrer unnachahmlichen Mischung aus Rock, Jazz und Neoklassik, und Low Tide Digitals mit Luigi Archetti und Bo Wiget, die zum besten gehören, was die Neue Musik zur Zeit zu bieten hat.

Aber auch die "zweite Reihe" ist nicht schlecht besetzt, zum Beispiel mit Troum aus Bremen, die bei ihren US-Auftritten einen regelrechten Tourismus über den Kontinent auslösen, S/T aus Frankfurt am Main, die insbesondere
in England als eine der wenigen aktuellen Vertreter des "authentischen" Krautrock angesehen werden, ...Bender aus London, die die Brücke von historischen und folkloristischen Drones (wie dem Orgelton in mittelalterlichen Kathedralen, den Klängen von Sitar, Dudelsack oder Akkordeon) zu modernen experimentellen Soundcollagen schlagen, oder Kiew aus Lüneburg, die scheinbar gegenbesetzte Electro-, Industrial- und Techno-Breakbeats als Ausgangspunkt ihrer Vorstellung einer "neuen" Avantgarde nehmen.

Ebenfalls im Programm sind zwei Mitglieder der Achtziger-Clublegende Schwefel, die sich mit ihrer Live-Vertonung von Kurzfilmen von Kenneth Anger vor der Avantgarde einer anderen Zeit verbeugen, die Instant Drone Factory, die anlässlich des letztjährigen Festivals gegründet wurde und nun ihre erste CD vorstellen wird, PermanentFatalError, deren Musik der Fernsehsender Arte kürzlich als "Post-Rock-Jazz" geadelt hat, Franck Lantignac, der mit Klavier und Elektronik Filmausschnitte neu vertonen wird, Geoff Leigh (Ex-Henry Cow) und Lucianne Lassalle mit ihrer Performance "Henrico Reed and Lulu", Electrix Garden, die dem Fluxus-Konzept die Tanzbarkeit hinzufügen, Horacz Bluminth mit seinem Solo-Programm "Vox Babylon" und Ghetto Raga Echodrive mit Günther Schickert und Tom Zunk, die den Film "Berlin". Die Sinfonie der Großstadt" aus dem Jahr 1927 musikalisch unterstreichen.

Anders als bei anderen Festivals wird die Sache mit den "Hauptacts" nicht so wörtlich genommen. Alle Künstler sind gleichwertige Mitglieder einer Szene, die sich dem Experimentellen und Ungewohnten in der Musik verschrieben hat. Dies drückt sich auch in der Reihenfolge der Auftritte aus, und darin, wer mit wem auf der Bühne steht. Das Festival bietet ein Forum für musikalische Erneuerung - diejenigen, die vor 35 Jahren an der Spitze der Avantgarde standen, genauso einschließend wie jüngere Musiker, denen es um die Rückgewinnung musikalischer Substanz und nicht um den Glamour der Äußerlichkeiten der Popkultur geht. Es verbindet Hochkultur mit genialem Dilettantismus, Feuilleton mit Underground und Straßenmusiker mit Rockgiganten aus den Siebzigern.

 

 

 


it all started in 1996
carina and myself wanted to organize an event where EVERYONE could come and have fun.
from the village grandma to the citypunk ...
a bunch of setbuilders colleagues agreed to help me build an unusual stage and create interesting decorations.
We spent a fantastic week in a beautiful location nearby my village and the result was real good:
between arabian nights and industrial wasteland ,illuminated trees and ponds,...

 

1996
1998
2000
2004