Bands und Künstler
beim Avantgarde Festival Schiphorst 2006

 

 

Charles Hayward / Shape Moreton

Der wahrscheinlich beste britische Rocksschlagzeuger, Gründer und Bandleader von This Heat und Camberwell Now, neben Bill Laswell und Fred Frith Mitglied des Trios Massacre,   und mit einer Discografie von hier bis zum Äquator, trat im letzten Jahr in Schiphorst solo auf - nicht nur für die Schlagzeuger im Publikum eines der zeitlebens unvergesslichen Konzerte. In diesem Jahr stellt er sein neues Bandprojekt Shape Moreton vor, von ihm selbst als noch "im Experimentierstadium" beschrieben... also genau richtig für das Festival. Das Line Up aus Chris Cornetto, Nick Doyne-Ditmas, Ashleigh Marsh und Rob Mills verspricht anspruchsvolle Rockmusik mit Elementen aus Jazz, Elektronik und frei fließendem Ambient. Einer der Festivalbeiträge, bei denen vorher niemand genau weiß was passieren wird, aber wer nicht dabei war, wird sich später ärgern. Soviel ist garantiert...

www.squidco.com/rer/Hayward.Charles.html

The Legendary Pink Dots

Seit inzwischen 26 Jahren oszilliert die Band um den Holländer Edward Ka-Spel in verschiedenen Formationen zwischen Pop und Avantgarde, Psychedelic Rock und den unterschiedlichen Spielarten der verschiedenen "Waves" seit 1980. Die Fama sagt, dass ein wirklich gutes Angebot einer großen Plattenfirma ein Jahr lang in der Fanpost verschollen war... mit der Folge, dass diese Band mit durchaus Hitpotenzial dem "Underground" erhalten geblieben ist. Fans schätzen insbesondere ihre über die Jahre beständige Integrität und Glaubwürdigkeit und für viele von ihnen ist die Musik der Dots der Soundtrack ihres Lebens, sind ihre Songs unverbrüchlich verbunden mit guten wie mit schlechten Tagen. Da auch für eine Band, die bereits mehrfach um den Erdball getourt ist, ein Auftritt in Schiphorst etwas besonderes ist, versprechen sie auch ein besonderes Konzert.

www.brainwashed.com/lpd

 

 

Asmus Tietchens

Der Hamburger Asmus Tietchens wird von vielen als einer der wichtigsten deutschen Komponisten in der Nachfolge Karlheinz Stockhausens angesehen, was er selbst aus Bescheidenheit bestreitet. Schon Mitte der Sechziger begann er als Amateurmusiker Experimente mit Gitarrenklängen und Revox-Tonbandmaschinen, wandelte sich später zum "Elektroniker" und zum Spezialisten der Verfremdung vorgefundener Klänge. Einige Facetten seines Schaffens sind direkte Vorläufer der auf Loops und Samples aufgebauten modernen Popmusik und belegen eindrucksvoll die Vorreiterrolle der Avantgarde für spätere Ausformungen der Massenkultur. Seine Liveauftritte sind "Konzentrations-übungen" für das Publikum, Vorlesungen mit Klangbeispielen nicht unähnlich, gleichsam Präsentationen von Forschungsergebnissen zu den Klängen in uns und um uns herum.

www.tietchens.de

 

Z'EV

Z'EV ist der Künstlername des in London lebenden Kaliforniers Stefan Joel Weisser, einer der aufregendsten Schlagzeuger der Welt. Seine musikethnologische Ausbildung   bereits in den späten Sechzigern und frühen Siebzigern ist das Fundament der Verbindung afrikanischer, indischer und indonesischer Trommelkunst mit abstrakten Zählzeiten und trommlerischer Raumgestaltung. Der Raum wird zur Bühne, die Wand zum Gemälde, und all dies nur mit der Kraft von Trommeln. Z'EV ist einer der Begründer der Industrial Music und der Industrial Arts insgesamt. Sein künstlerisches Schaffen umfasst neben einer Vielzahl von LPs und CDs Performances und Rauminstallationen, Choreografien und akademische Lehrtätigkeiten an vielen internationalen Hochschulen und Museen.

www.rhythmajik.com

 

 

 

Faust

Überlebendes Urgestein des Krautrocks der Siebziger - einerseits. Bis heute großer Einfluss auf Neoklassik und alle Spielarten Neuer Musik - andererseits, ebenso wie auf Industrial, Noise und Techno in ihren anspruchsvollen Varianten. Eine der einflussreichsten und weltweit respektiertesten Bands aus Deutschland präsentiert sich in neuem Gewand und Line Up: Die Gründungsmitglieder Jean-Hervé Péron und Werner "Zappi" Diermeier, verstärkt um Olivier Manchion und Amaury Cambuzat, in der Szene auch als Mitglieder von Ulan Bator aus Bologna bekannt. Im vergangenen Jahr präsentierten sie das jetzt schon legendäre "Konzert auf dem Mähdrescher". Für ihr Heimspiel in Schiphorst haben sie intensiv in einer abgelegenen Mühle in Südfrankreich geprobt - und für eine neue CD, die noch vor dem Festival fertig werden soll.

www.faust-pages.com

 

 

 

 

La Société des Timides à la Parade des Oiseaux  

Mit ihrer gelegentlich als Eisenfaust im Samthandschuh beschriebenen Musik hat die "Gesellschaft der Schüchternen bei der Vogelparade" - so die wörtliche Übersetzung des Bandnamens -   aus Paris nichts wirklich Schüchternes an sich. Elemente aus Jazz und Neoklassik weben sich selbstbewusst in komplexe Rockkompositionen, die man am ehesten mit Henry Cow oder Fred Frith's Soloauftritten mit Band vergleichen kann. Lyrischer Romantizismus trifft auf den ungefilterten Ausdruck von Seelenqualen und ungläubigem Erstaunen angesichts des Zustandes der Welt. Dem Zuhörer wird nichts geschenkt, aber dank perfekter Instrumentenbeherrschung ist das Ergebnis dennoch eher "Hochkultur" als "vertontes Chaos", und deutsche Zuhörer könnten in einem der Stücke mit der subtilsten Poesie seit Paul Celan überrascht werden - auf Deutsch!

http://www.blrrecords.com/shop.php?art=La+STPO

 

 

 

 

Rother & Moebius

Zwei der Mitbegründer des ursprünglichen "kosmischen" Krautrocks, der die Wertschätzung der Rockmusik aus Deutschland in den späten Sechziger und frühen Siebziger Jahren bis heute international hoch hält. Ihre Stationen bilden zusammen genommen einen wichtigen Teil des "Who is Who" des Genres: Kraftwerk, Neu!, Kluster, später Cluster, Harmonia. Als Duo sind sie international sehr gefragt und beide verfolgen eine Vielzahl von Soloprojekten. Rothers Pop-Appeal und Möbius Sound-Tüfteleien bilden zusammen eine stabile Einheit, die Spaß und Sinn, Musikalität und Action, Experimentierfreudigkeit und hohen Unterhaltungswert verbindet.

  www.michaelrother.de , http://en.wikipedia.org/wiki/Dieter_Moebius

 

 

 

Marble Sheep

Marble Sheep aus Tokio werden häufig eher dem Psychedelic Rock zugerechnet, aber die Band und ihre Musiker haben in diversen Nebenprojekten gezeigt, dass sie auch zur Avantgarde gehören. Die Band um Ken Matsutani, Rie Miyazaki und BrownNose No. 2 als feste Mitglieder wird mit zwei Schlagzeugern auftreten, was von der Papierform her an den frühen experimentellen und psychedelischen Jams der San-Francisco-Szene anknüpft, aber durchaus im "Hier und Jetzt" ankommt. Wie viele andere Künstler werden sie in Schiphorst ein spezielles Set für das Festival spielen: fernöstliche Exotik trifft auf Kraut und Acid - ein besonderer Auftritt der neben White Heaven und Acid Mothers Temple wichtigsten japanischen Undergroundband.

www.soho-net.ne.jp/~ohr/marblesheep.htm

 

 

 

Luigi Archetti / Bo Wiget - Low Tide Digitals

Low Tide Digitals ist eines der vielen Projekte des in Zürich lebenden (seit kurzem
Ex-)Gitarristen der Krautrocklegende Guru Guru. In seinen elektronischen und orchestralen Werken - häufig mit Streichern, wie hier dem Cellisten Bo Wiget - geht es um die subtilen Differenzen zwischen Klang und Stille, das sonische nahezu Nichts, das die akustische Aufmerksamkeit schärft, Alltagsgeräusche anders wahrnehmen lässt, Entspannung erzeugt, aber diese den Hörer auch als beinahe schmerzhaften Ausnahmezustand erleben lässt. In spitzfindigen Rezensionen wurde gelegentlich gefragt, ob das überhaupt noch Musik sei. Ja, durchaus, denn alles ist kalkuliert, komponiert und fern jeder Beliebigkeit. Low Tide Digitals gehören zum besten, was Jazz, Elektronik und genre-übergreifende Neue Musik zur Zeit zu bieten haben.

www.luigiarchetti.com , www.bowiget.com

 

 

 

 

Instant Drone Factory

Die Band aus Deutschland und Italien entstand aus Anlass des letztjährigen Festivals. Péron hatte den Gitarristen und Elektroniker Frank Gingeleit gefragt, ob er auftreten wolle. Bis dahin nur alleine und im Studio aktiv, hätte er eigentlich absagen müssen. Der experimentelle Ansatz des Festivals brachte ihn auf die Idee, befreundete Musiker einzuladen, ungeprobt mit ihm für eine spontane Drone-Jam auf die Bühne zu kommen: Christian Jäger und Thomas Gorny von der Kraut-Jamband Space Debris und Andrea Tabacco von Elton Junk. Das Ergebnis kam beim Publikum hervorragend an. Im Dezember letzten Jahres waren sie im Studio, und ihr diesjähriger Auftritt in Schiphorst wird damit zur "Release-Party" ihrer CD "Critical Mass", die im August herauskommen soll.

www.instantdronefactory.com

 

 

S/T

Das Frankfurter Duo mit Martin Brauner an Gitarre und Gesang und Joachim Gaertner an der Gitarre wird insbesondere in England als Lordsiegelbewahrer des ursprünglichen "kosmischen" Krautrocks gefeiert. Die deutsche Musikpresse tut sich etwas schwerer und schwafelt (bislang leider) überwiegend hilflos rum. Eine seitenlange Discografie, ihre Veröffentlichungen hymnisch feiernde internationale Rezensionen und weltweite Einladungen in wichtige Clubs und zu einschlägigen Festivals belegen einmal mehr die Redensart, dass es Propheten im eigenen Land gelegentlich schwer haben. Ihren Fans müssen sie in Schiphorst nichts beweisen, alle anderen können dort ihre Vorurteile überprüfen. "Kraut is coming home", wie man im Jahr einer Fußballweltmeisterschaft durchaus mal sagen darf...

www.get-happy-records.com/ST.htm

 

 

 

Electrix Garden

Electrix Garden aus Norddeutschland spielen frei improvisierte Musik auf der Grundlage des langjährigen Zusammenspiels der Hauptakteure Gunnar Gunnarson und Bjoern Oliver
Maier Tapfer. Die Selbstbeschreibung auf ihrer Webseite mag einem angst und bange machen - von Reisen in den elektrixischen elektromagnetischen Garten des Trillingsbaums-Elektrons und der seltenen Fließendblume ist dort die Rede, alles in ihrer Musik sei in Bewegung und die Zeit fließe aus sich heraus, bis sich konkrete Situationen in klingende Abstraktion verwandelt haben -, aber keine Sorge: Im letzten Jahr hypnotisierten sie das Publikum regelrecht mit einer außerordentlich tanzbaren Mischung aus Soulfunk, Digideroo-Drones und Obertongesang.

www.electrixgarden.de

 

 

 

...Bender

...Bender aus London sind eines der faszinierendsten Beispiele des dank erschwinglicherer Aufnahmemöglichkeiten überall sprießenden aktuellen "Küchen-Undergrounds" (in ihrem Fall ein tatsächlich in der Küche des Bandgründers Steve Gullick aufgenommenes Debüt). In einigen Stücken an Dark Wave und Post Punk in der Art von This Mortal Coil erinnernd, gehen sie doch sehr viel weiter als ihre Vorbilder in den Achtzigern: Mit ihren Klangerforschungen in der Welt des modulierten Dröhnens, dargeboten in minimaler Instrumentierung (pro Stück - insgesamt beherrschen und verwenden sie sehr viele Instrumente) und mit faszinierenden Stimmen, schlagen sie eine eindrucksvolle Brücke vom weltmusikalischen Folk Noise zum nach vorne weisenden Experimen-talismus.

www.bend.tv

 

 

 

 

Geoff Leigh & Lucianne Lassalle


Geoff Leigh, bekannt als Gründungsmitglied von Henry Cow und der Ethno-Free-Jazz-Band Ex Wise Heads um den Porcupine Tree Bassisten Colin Edwin und den Percussionisten Vincent Salzfaas, und die Bildhauerin und Sängerin Lucianne Lassalle führen wie im letzten Jahr ihre Duo-Performance "Henrico Reed and Lulu" auf, Kunstlieder in der Tradition der neoklassischen Avantgarde von hoher Expressivität und tiefer Emotionalität. In seiner Selbstbeschreibung als "kuerzlich beschaeftigter exarbeitsloser ehemaliger Underground-Kult-Held" drückt Geoff Leigh einerseits das Problem aus, dass viele hochkarätige Künstler aus den Siebziger inzwischen als "marginalisiert" wahrgenommen werden, andererseits sind einige von ihnen auch heute noch aktuell und innovativ. Das Festival ist eine gute Gelegenheit, sich davon zu überzeugen.

www.aliensatsea.blogspot.com , www.luciannelassalle.co.uk

 

 

 

 

Troum

Troum - beim Namen handelt es sich um die althochdeutsche Variante des Wortes "Traum" - sind Stefan Knappe, Martin Gitschel und Nina Kernicke aus Bremen. Ihre musikalische Anknüpfung ist tatsächlich der Traum, der Traum der Tag- und Wachträumer und der Traum des Unbewussten im Sinne der Psychoanalyse. Musik, die die Tiefenregionen des Zuhörers anspricht, teils direkt, teils assoziativ, teils verschlüsselt, aus dem freien Fluss Kontraste entwickelt, der Wahrnehmung Stolpersteine in den Weg legt und sie dadurch in neue Bahnen lenkt, dies alles frei von Esoterik und New Age. Nach kurzen Momenten der Irritation erweisen sich die Klangkollagen von Troum für aufmerksame Zuhörer als unerwartet zugänglich - Musik der Aufklärung, die nicht nur das Wachbewusstsein anspricht.

www.troum.com

 

 

 

Kiew

Es gibt sie, die "neue" Avantgarde! Kiew aus Lüneburg verbinden Electro-, Industrial- und Techno-Breakbeats, sind die Schöpfer des internationalen Club-Klassikers "Feierabend", aber sie verknüpfen Tanzbarkeit mit Sinn, oder besser "Unsinn", denn die Psychiatrisierung der Welt ohne Chance auf Heilung ist ihr durchlaufendes Thema. Obwohl neu und anders, sehen sie ihre Musik durchaus in der Tradition ihrer Vorläufer, darunter Faust, Throbbing Gristle und Einstürzende Neubauten. Was ist alt, was ist neu, was ist Normalität, was ist Wahnsinn Wer entscheidet Die Begriffe verschwimmen, und das Publikum darf sich auf einiges gefasst machen: Es wird in die "Gruppentherapie" à la Kiew - "Kranke in Extremwelten" ist eine der möglichen Deutungen des Bandnamens - einbezogen.

www.kiew.org

 

 

 

 

Elke Postler

Elke Postler aus Berlin ist - zusammen mit dem Musiker Tom Zunk - ein Teil des multimedialen Aktionsduos Syntron, Mitglied der Künstlerinnengruppe Endmoräne, und entwickelt seit 1995 eigene Tanzperformances, die sie allein oder in Ensembles an öffentlichen Orten, in Museen und bei Festivals aufführt. In Schiphorst zeigt sie eine szenische Darstellung des Anagrams "Staub" der Schriftstellerin Unika Zürn, unterstützt von Tom Zunk, der aus dem Off den Text mitspricht, und ihre Soloperformance "Bodybuilding", bei der die Bewegungen in einer mit Wasser gefüllten Badewanne mit einem Kontaktmikrofon aufgenommen und klanglich verfremdet werden. In beiden Aufführungen geht es um Mehrdeutigkeit, die Er- und Bearbeitung von Räumen, die Auseinandersetzung mit Elementen, die Ritualisierung und Archaisierung von Bewegungsabläufen.

www.endmoraene.de

 

 

Emina



Inbrunst und Innerlichkeit - dies sind die Vokabeln, mit denen man das schriftstellerische, künstlerische und musikalischen Schaffen der bosnischen Patriotin am besten charakterisieren kann. Ihre Darstellung der Kriegschrecken im ehemaligen Jugoslawien und ihre Engagement für bosnische Flüchtlinge haben ihr viele politische Kontakte und Ehrungen und Erwähnungen in der überregionalen Presse eingebracht. Ihre Freunde beschreiben sie als warmherzig, intelligent und offen. Auch wenn ihr Programm eher der "etablierten Kultur" und nicht der Avantgarde im engeren Sinne zuzurechnen ist, wird sie am Nachmittag des Festivalsonntags für ihre Sache werben, und jeder, der offenen Herzens ist, wird die Kunst in ihren Liebesliedern und gesungenen Landschaftsbeschreibungen ihrer Heimat erkennen.


www.emina-kamber.com

 

 

 

PermanentFatalError

PermanentFatalError ist das Soloprojekt von Olivier Manchion, Gründungsmitglied von Ulan Bator, langjähriges Mitglied des aktuellen Faust-Line up, Bassist auf Damo Suzukis "Hollyaris"-Doppel-CD, und auch als Solist ausgesprochen produktiv. Hier lebt er die leiseren Töne seines musikalischen Schaffens aus, ruhige Flächen und hingetupfte Gitarrenklänge, im Rock wie im Jazz gleichermaßen zu Hause und damit gewissermaßen der Schöpfer des neuen Genres "Post-Jazz-Rock" (Arte). Damit schafft Manchion fast spielend den Sprung aus dem Underground ins Feuilleton. Die außergewöhnlichste Würdigung findet man auf der Webseite des Senders Arte: "Musik ist schon lange nicht mehr so filigran, so harmonisch und gleichzeitig so abwechslungsreich und klar komponiert und gespielt worden, wie von Permanent Fatal Error."

http://permanentfatalerror.free.fr

Franck Lantignac

Beim letztjährigen Festival mit Ulan Bator als Schlagzeuger auf der Bühne, präsentiert Lantignac diesmal eines seiner Ciné-Konzerte. Filme berühmter Unbekannter oder unbekannte Filme von und mit Berühmtheiten - oder auch einfach nur unbekannte aber dennoch interessante Filme - werden live vertont, bevorzugt auf dem Klavier, aber es gibt natürlich eine für das Publikum "unsichtbare Backline", mit Loops, Sounds und Samples, was das ganze ebenso elektrisch wie eklektisch macht. Die romantische Klavierballade trifft auf abstrakte Geräusche und Rhythmen. Das Ziel ist Magie, eine neue Aufmerksamkeit für bekannte Szenen zu erzeugen und die persönliche Vision des gezeigten auszudrücken, ohne den Film zu er drücken.

www.fromscratch.it/lantignac.htm

 

 

 

 

Schwefel

Schwefel aus Mannheim, Helden des Club-Undergrounds in den Achtzigern, die es seinerzeit sogar bis in die "Bravo" geschafft hatten, treten in Duo-Besetzung auf - Norbert Schwefel und Thomas Hinkel - und vertonen live drei Kurzfilme des Kultfilmers (und Skandal-Autors: "Hollywood Babylon") Kenneth Anger von den Fünfziger bis in die Siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Anger ist eine fast mystische Figur der Film- und Literaturszene, er verbindet Okkultes mit Pop-Appeal und gilt als wichtiger Einfluss für Filmemacher wie Martin Scorsese, David Lynch und Rainer Werner Fassbinder. Schwefels musikalische Interpretation ist eine lyrische und psychedelische Verbeugung vor der Avantgarde einer anderen Zeit.

www.norbertschwefel.de

 

 

 

Günter Schickert / Tom Zunk - Ghetto Raga Echodrive

Ghetto Raga Echodrive aus Berlin sind Günter Schickert und Tom Zunk, und sie vertonen live den Film "Berlin. Die Sinfonie der Großstadt" von Walther Ruttmann aus dem Jahr 1927. Die Vorlage aus dem Beginn der klassischen Avantgarde in nahezu allen Kunstformen - modern, rasant und mit seinerzeit revolutionärer Kameraführung - verbindet sich mit der aktuellen psychedelischen Avant-garde: atonale Metamusik mit ungeraden Taktarten, treibenden Echos und außerirdischen Klangfarben. Erzeugt wird diese mit   einer Vielzahl von Instrumenten, wobei Zunks Waterphone - man möchte es als "Walgesangsharfe" beschreiben - und Schickerts meisterliche Echogitarre in der Tradition Manuel Göttschings oder des frühen Achim Reichel besonders hervortreten.

www.ghetto-raga.de

 

 

 

Horacz Bluminth

Horacz Bluminth ist die musikalische Kunstfigur des Berliner Multiinstrumentalisten Martin Buchholz, langjähriges Mitglied der Achtziger Clublegende Schwefel und als Solokünstler seit 1985 mit einer ganzen Reihe von der Kritik hervorragend aufgenommen CDs vertreten. Für das Festival verspricht er ein Set aus Klaviermusik etwa in der Art von John Cales Scores für französische Kunstfilme, verbunden mit nahezu "außerirdischen" Stimmexperimenten in einer erfundenen unverständlichen, aber welt(all)weit verstandenen Sprache - verstörend und gleichzeitig von überirdischer Kraft und Schönheit. Bei jedem Auftritt von neuem faszinierend ist der Übergang vom ungläubigen Erstaunen zur fassungslosen Begeisterung beim Publikum.

www.horacz.de


 

Medusa

Die Installation der Künstlerinnengruppe Medusa ähnelt einem Altar in einem blauen Raum, lädt zu Kontemplationen und Assoziationen ein, deren Ausprägungen vom betrachtenden Individuum abhängen. Der Raum ist klar strukturiert, aber gleichzeitig offen für die Gefühle und Schwingungen der Besucher. Aktuelle Mitglieder von Medua sind Astrid Hättig, Designerin und Künstlerin aus Hamburg, Claudia Diers, Grafikerin und Künstlerin aus Lübeck und Raphaela Langenberg, Gartendesignerin und Malerin aus Labenz. Arbeiten der Gruppe, vorwiegend Installationen in öffentlichen Räumen, wurden seit 1999 in verschiedenen deutschen Städten gezeigt. Beim Festival werden sie zusätzlich zu ihrer Hauptinstallation drei Figuren in einem der Konzerträume gestalten.

 

 

 

 

Silver Static

Silver Static sind Sabisha, Gesang, und Amaury an Gitarre und Keyboards. Sabisha nahm mit Amaury Kontakt auf, nach dem sie eines seiner instrumentalen Stücke gehört hatte und schlug ihm vor, dazu zu singen. Sie schickte ihm ein mp3-Stück mit ihrer Stimme, die völlig mit seiner Musik harmonierte. Sie beschlossen, bei weiteren musikalischen Experimenten zusammenzuarbeiten, und werden im August ernsthafte Aufnahmen in Italien machen. Beim Festival spielen sie zum ersten mal live. Sabishas Hintergrund sind die Bildende Kunst, experimentelle Klänge und die "musique concrete". Sie ist die Sängerin von Aerial (NYC), Calxvive (SF) und Lustrine (Paris). Ihr Gesangsstil reicht von experimenteller Musik über Jazz, Chorgesang, Folk und Pop... Amaury ist Mitglied der Bands Ulan Bator und Faust.

www.myspace.com/analphabetcity , www.myspace.com/lustrine